Erfolgreich bloggen ohne eigenes Blog?

Als Maike Leopold in ihrem Start Talking-Blog im letzten Monat zu einer neuen Blogparade aufgerufen hat, dachte ich mir: hey, das Thema ist echt spannend. Denn für mich als Blogging-„Novize“ stellt sich tatsächlich die Frage, ob sich der Aufwand, einen eigenen Blog zu betreiben, überhaupt lohnt. Zumal es ja inzwischen sehr gute Alternativen zum eigenen Blog bzw. zur eigenen Blogplattform gibt: Medium, LinkedIn Pulse, Blogger.de, die Facebook Notizen oder MyBlog.de sind einfach zu bedienende Plattformen, die ebenfalls Platz für den „Long Content“ bieten.

Zwar betreibe ich mit meinem Kommunikationsteam bereits seit über 3 Jahren den Sage Mittelstandsblog auf WordPress-Basis und wir haben mit dieser Kommunikationsplattform wirklich gute Erfahrungen gemacht – und nebenbei sehr schöne Klickzahlen generiert. Seitdem ich aber jetzt seit September 2015 diesen privaten Blog schreibe, kann ich nachvollziehen, wie schwer es ist, Leser für den eigenen Blog zu gewinnen. Daher kommt hier jetzt meine Pro- und Contra-Liste zum Thema „Bloggen ohne Blog“:

3 Gründe, die gegen einen eigenen Blog sprechen

1. XY ungelöst: Die Security-Frage beim eigenen Blog

Beim Aufsetzen des [digarbeit]-Blogs wurde mir sehr schnell klar, dass es gar nicht so einfach werden würde, ihn gegen Kommentarspam und andere Sicherheitsattacken abzusichern. Aus diesem Grunde hatte ich mich schon für eine gemanagte WordPress-Version beim Web-Hosting-Anbieter 1und1.de entschieden, bei der zwar nicht jedes WordPress-Plugin zu installieren sein würde, wofür dann aber zumindest regelmäßige Updates zum Schließen von Sicherheitslücken automatisch erfolgen würde, ohne dass ich mich darum kümmern müsste. Dennoch gab es in den ersten Wochen Kommentarspam, den abzustellen durchaus ein wenig Engagement und die Installation weiterer Plug-ins erforderte. Wer also einen eigenen Blog betreibt, sollte durchaus Lust haben an technischen Hintergründen und dem Herumschrauben am eigenen Blog.

Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, dass es selbst bei unserem durch Sicherheitsexperten gemanagten Corporate Blog immer wieder zu diversen sicherheitsrelevanten Vorfällen kommt: erst letzte Woche wurde eine Datei, die für die WordPress-Trackbacks benötigt wird, an einem Tag mehrere zehntausend Mal von einigen wenigen IP-Adessen angepingt, was vielleicht der Versuch einer denial of service (DOS) Attacke gewesen sein könnte.

Der Vorteil beim Bloggen ohne Blog ist also, dass all diese Sicherheits-Themen den bekannten Blog-Plattformen nicht wirklich auftreten können – zumindest nicht für den Blogger selbst. Ein echter Vorteil also, wenn man auf Blogging-Plattformen wie Medium, LinkedIn Pulse, Blogger.de  etc. unterwegs ist.

2.  Traffic is hard to find – oder: Woher kriege ich jetzt Besucher?

In der Tat habe auch ich recht schnell lernen dürfen, dass wirklich viel Aufwand dahinter steckt, Besucher auf den eigenen Blog zu bekommen. Bei LinkedIn oder Medium erfahren Follower oder Kontakte quasi automatisch, wenn in ihrem Netzwerk ein neuer Beitrag gepostet oder ein neuer Artikel veröffentlicht wurde. Dem eigenen Blog muss man erst einmal eine gewisse Sichtbarkeit z.B. durch Beiträgen in den social networks oder durch das Aufbauen von Kontakten zu interessierten Zielgruppen (z.. via Blogger Relations) verschaffen, was richtig viel Arbeit ist. Vor allem LinkedIn Pulse glänzt für mich hier durch eine hohe Sichtbarkeit im eignen, meist schon vorhandenen professionellen Netzwerk. Ein echter Vorteil also für das Bloggen ohne Blog.

Hinzu kommt der nicht zu unterschätzende Faktor Viralität auf den diversen Blogging-Plattformen: durch Engagements wie likes, shares oder comments der eigenen Followers verbreiten sich die Beiträge auch in deren Netzwerken und die allgemeine Sichtbarkeit steigt. Zwar können die richtigen Plug-ins im eigenen Blog auch für eine gewisse Verbreitung der eigenen Beiträgen in den Sozialen Netzen sorgen, allerdings deutlich unkomfortabler. Hier hat das Bloggen auf den diversen Blog-Plattformen echte Vorteile!

Und hat man dann noch richtig viel Glück, so taucht der eigene Beitrag ggf. sogar in einem gefeatureten Beitrag im Newsletter von LinkedIn Pulse oder Medium auf. Dann ist ein höheres Besucheraufkommen vorprogrammiert und neue Followers für das eigene Profil gibt es meist on top gratis dazu. Was will man da noch mit einem eigenen Blog?

3. Und er war einfach da: Verfügbarkeit und Usability von Blogplattformen ist top

Nahezu unschlagbar ist das Bloggen ohne eigenen Blog schon deshalb, weil es so einfach ist. Man muss sich nicht um die Registrierung einer eigenen Domain kümmern, keine WordPress-Instanz anmelden, keine eigenen Themes aussuchen, keine Sicherheitsplug-ins installieren und so weiter und so fort. Der eigene Blog auf LinkedIn oder Medium ist einfach da, alle technischen Funktionen stehen sofort zur Verfügung und zudem sind die Plattform wirklich super einfach zu bedienen: aus Usability-Sicht eine glatte 1! Wozu sich da noch den Stress mit dem eigenen Blog machen?

Aber ganz so einfach fällt die Entscheidung dann doch nicht aus, denn es gibt mindestens …

3 Gründe, die für einen eigenen Blog sprechen

1. Mein Blog bin ich: Unverwechselbarkeit und Individualität des eigenen Blogs

Der eigenen Blog ist ein unverwechselbarer Teil der persönlichen Marke, der einen hohen Wiedererkennungswert hat und mit einem eigenen „Corporate Design“ und  einer individuellen Identität ausgestattet werden kann. Tausende von WordPress-Themes mit einer teilweise grenzenlosen Anpassbarkeit in Sachen Schriftarten, Farben, Bildwelten etc. bieten dem kreativen Blogger eine riesige Spielwiese zum Schaffen eines individuellen und ausdrucksstarken Designs (ich gebe zu: mein Blog hat hier sicherlich noch „Luft nach oben“ 🙂 ). Ganz anders die fast identischen Profile auf Facebook oder LinkedIn, die nur in stark begrenztem Umfang überhaupt angepasst werden können und kaum Freiräume für ein eigenes Design bieten. Will der Blogger also seine „Marke“ im World Wide Web etablieren, so ist ein eigenen Blog ein starkes Instrument, das nicht durch mehr oder minder statische Blogplattformen ersetzt werden kann. Gerade auch für Unternehmen ist dieser Aspekt immens wichtig.

2.  Keine Algorithmen: ein Spiel nach eigenen Regeln

Der größte Punkt, der mich inzwischen an vielen Sozialen Netzwerken – und allem voran Facebook – nervt, sind die angewandten Algorithmen, die darüber entscheiden, ob ein bestimmter Post überhaupt in der Timeline eines Followers erscheint und wem er wann angezeigt wird. Aktuell schön erklärt in diesem t3n Beitrag!

Gerade heute (10.02.2016) hat auch Twitter in ihrem Blog angekündigt, einen neuen Mechanismus einzuführen, der wir folgt funktionieren soll:

„Here’s how it works. You flip on the feature in your settings; then when you open Twitter after being away for a while, the Tweets you’re most likely to care about will appear at the top of your timeline – still recent and in reverse chronological order. The rest of the Tweets will be displayed right underneath, also in reverse chronological order, as always. At any point, just pull-to-refresh to see all new Tweets at the top in the live, up-to-the-second experience you already know and love.“

Die Netzwerke, in denen wir publizieren, entscheiden also darüber, was, wann und wo angezeigt wird oder ob es überhaupt in der Timeline von Freunden auftaucht.

Der eigene Blog bietet hier eine wunderbare Neutralität und gibt alle veröffentlichten Inhalte ungefiltert weiter: Alles, was ich schreibe, wird den Personen, die einen Link zu diesem Beitrag erhalten, auch tatsächlich angezeigt, zudem werden sie bei jeder Abfrage eines im Beitrag enthaltenen Begriff durch die Blog-Suchfunktion gefunden und verschwinden auch nicht aus dem sozialen Netzwerk-Gedächtnis.

Natürlich gibt es aber auch hier einen limitierenden Faktor namens Google. Denn die wichtigste Suchmaschine der Welt entscheidet mit ihrem Algorithmus darüber, ob Besucher den eigenen Blog überhaupt finden und welche Relevanz er in den Google-Suchergebnissen erzielen kann. Die SEO-Cracks unter Euch können hiervon ein Lied singen.

3. Learning by doing: Denn selbstgemacht, ist selbst gelernt

Bereits in den ersten Wochen meines Bloggertums habe ich gemerkt, dass nur gute Text zu schreiben nicht reichen würde, um Leser auf den eigenen Blog zu bekommen. Viel mehr ist hier gefragt:

  • Welche Keywords sollten in den Text eingestreut werden
  • Wie sieht die richtige Metadescription aus?
  • Welche Kategorien und welche Schlagworte braucht der Text?
  • Welches WordPress-Theme gefällt mir und passt zu meinem Content?
  • Welche Fotoformate verträgt mein Text?
  • Wie geht das mit dem externen Linkbuilding und wie baue ich Kontakte zu anderen Bloggern auf?
  • Und so weiter und so fort

Vieles habe ich bereits in diesen ersten Monaten, in denen ich meinen Blog betreibe, gelernt. Und zwar sehr wahrscheinlich mehr, als ich gelernt hätte, wenn ich meine Texte nur auf Medium oder LinkedIn Pulse veröffentlicht hätte. Es lohnt sich also, selbst zu bloggen und eine eigene Plattform zu betreiben, wenn man sich für den technischen Hintergrund beim Bloggen interessiert. Zudem machen die Recherchen Spaß und man geht nie dümmer ins Bett, als man daraus aufgestanden ist. Für mich der Grund schlechthin einen eigenen Blog zu betreiben.

Mein persönliches Fazit

Pro & Contra eigener Blog

Sicherlich lohnt es sich für Privatpersonen, die einfach Spass daran haben, eigene Texte zu schreiben und zu veröffentlichen, nicht, einen eigenen Blog aufzusetzen. Dies kann man ebenso gut auch auf Medium, LinkedIn Pulse, Blogger.de, den  Facebook Notizen oder MyBlog.de tun und von den vielen Automatismen und vorhandenen Mechanismen profitieren, die diese Plattformen quasi out-of-the-box mitbringen.

Will man jedoch seine Unabhängigkeit bewahren und dabei auch noch eine ganze Menge an Erfahrungen sammeln, die die technische Seite des Bloggens mit sich bringt, dann würde ich immer empfehlen, einen eigenen Blog aufzusetzen. Hinzu kommt für Unternehmen, dass der regelmäßige, frische Content im Blog die häufig statischeren Unternehmensseiten SEO-seitig richtig nach vorne bringen kann (wie auch der Beitrag von prointernetmarketing.de sehr schön darstellt.) Für Unternehmen sind eigene Blog meines Erachtens daher ein Muss. Und für den Aufbau der eigenen Blogger-Marke auch!

Sinnvoll ist es in jedem Fall, die Vorteile beider Blogging-Paradigmen für sich zu nutzen: also einen eigener Blog als „Homebase“ und „Knotenpunkt“ im Netz zu betreiben, auf den man verlinken kann und weitere Plattformen als Netzwerk-Platformen zu nutzen, um Beiträge dort anzuteasern und zu verbreiten. Wobei man aufpassen muss, dass sich die Inhalte wegen des Themas Duplicated Contents nicht ständig wiederholen, wie auch PR-Blogger Klaus Eck nochmals in seinem Beitrag betont. Denn dies mag Google ja gar nicht und stuft die Sichtbarkeit des eignen Blogs dann ggf. sogar bei den Suchergebnissen runter.

So, dass war’s jetzt erst mal von mir! Danke Maike von Start Talking für dieses spannende Thema. Habe bei der Recherche wieder viel gelernt!

Lesetipps zum Thema

Wieder einmal bin ich auf viele spannende Informationen bei meiner Recherche zu diesem Beitrag gestoßen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:

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3 Responsesso far.

  1. […] Artikel in diesem Blog und einem Beitrag auf LinkedIn Pulse im Rahmen der Blogparade „Bloggen ohne eigenes Blog“ gebracht, was mich jetzt beim Durchzählen sogar selbst erstaunt hat. Gefühlt hätte ich […]

  2. J_Wassink sagt:

    Halle Meike mit „Ei“ :-).
    Ja, ich hatte es in dem Moment gesehn, als ich meinen Kommentar abgesetzt hatte, dass ich Deinen Namen falsch geschrieben habe. Sorry! Freut mich aber, dass Dir der Beitrag gefällt! Und die Recherche dazu hat echt Spaß gemacht! Gerne wieder!
    LG, Jörg

  3. Lieber Jörg, danke für diesen famosen Beitrag! Ich gehöre übrigens zur Meike Fraktion mit EI. Es soll ja auch noch welche mit ey geben. 😉 glg, Meike

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