Technologie-Trends 2017: Diese sechs Innovationen sollten Unternehmen kennen

Wie bereits in den letzten drei Jahren 2016, 2015 und 2014, habe ich auch für 2017 wieder eine Pressemitteilungen zu den Top-Technologie-Trends verfasst, die Unternehmen in diesem Jahr auf der Agenda haben sollten.Diesmal habe ich dafür ein Interview mit dem Chief Technology Officer meines Arbeitgebers Sage, Klaus-Michael Vogelberg, geführt, der mit mir über Chatbots, Schwarmintelligenz und Blockchain gesprochen hat, und diese zu den wichtigen technologischen Trends zählt, die Einfluss auf die Art und Weise haben werden, wie kleine und mittelständische Unternehmen im Jahr 2017 ihr Geschäft betreiben. Die Pressemeldung ist inzwischen fast weltweit versendet worden und hat neben Publikationen im DACH-Raum und Europa inzwischen sogar Veröffentlichungen in Südafrika und Australien erzielt.

Klaus-Michael Vogelberg: „Fast jedes Unternehmen – ob groß oder klein – basiert heute auf Geschäftsmodellen, die mehr oder minder stark von neuen Technologie-Trends abhängig sind oder durch diese überhaupt erst ermöglicht werden. Heutige Unternehmer sollten darum nach den Potenzialen Ausschau halten, die diese technologischen Entwicklungen für ihr Geschäft bringen können.“

Portrait Klaus-Michael Vogelberg, CTO der Sage Gruppe

Klaus-Michael Vogelberg, CTO der Sage Gruppe

Vogelberg nennt sechs wichtige Trends, die 2017 und darüber hinaus für die Arbeitsweise von Unternehmerinnen und Unternehmern einen entscheidenden Unterschied machen könnten.

Trend 1: Chatbots und autonome Anwenderschnittstellen

Autonome Schnittstellen, neudeutsch: Interfaces, wie Chatbots und digitale Agenten, werden immer häufiger die Interaktion von Benutzern mit ihren elektronischen Geräten und deren Benutzeroberflächen prägen und auch von Unternehmen für die Steuerung ihres Geschäfts eingesetzt werden. Diese Schnittstellen werden einen tiefgreifenden Wandel bei der Art und Weise herbeiführen, wie Menschen und Computer zukünftig miteinander interagieren werden. Bislang nutzten die Menschen eine Tastatur oder Maus für die Arbeit mit ihrem PC. Mehr und mehr werden sie hingegen beginnen, mit ihren Systemen zu reden oder durch Gesten mit Händen, Kopf oder Augen die Computer zu bedienen. Das Benutzererlebnis wird damit nicht nur deutlich angenehmer, sondern auch komfortabler, denn diese Systeme werden autonom arbeiten und hinzulernen. Dadurch wird die Software zukünftig auch ohne Eingriffe des Anwenders bestimmte Aufgaben erledigen können oder bestimmte Fragen nur einmal stellen und die erhaltenen Informationen auch bei künftigen Aktivitäten anwenden.

Wie so etwas aussehen könnte, hatte Sage bereits im Juni 2016 mit dem ersten Chatbot für die Finanzbuchhaltung namens PeggTM gezeigt: Pegg fungiert als intelligenter Assistent, der Anwendern die Kontrolle und Verwaltung von Ausgaben und Einnahmen durch Messaging-Apps wie den Facebook Messenger oder Slack ermöglicht. Pegg blendet für den Anwender die Komplexität der Finanzbuchhaltung aus und versetzt gerade die jüngere Unternehmergeneration, die sich nicht um lästige Buchhaltungsangelegenheiten kümmern möchte, in die Lage, ihre Finanzen durch Konversation mit dem Chatbot zu managen. Dadurch werden Vorgänge wie die Erfassung von Reisekosten oder Spesenquittungen so einfach, als würde man eine SMS schreiben. Durch die Digitalisierung von Informationen gleich am Punkt der Erfassung im Handy oder Smartphone entfällt die lästige Ablage von Zahlungseingängen oder Ausgaben. Lästige Papierberge und das Eintippen von Daten gehören somit der Vergangenheit an.

 

Trend 2: Künstliche Intelligenz und Schwarmintelligenz

Nach Ansicht von Vogelberg sind auch die Themen Künstliche Intelligenz (artificial intelligence) und Schwarmintelligenz (collective intelligence) Trends, die kleinere Unternehmen im Auge behalten sollten. Einerseits steigt das von unzähligen Sensoren und Geräten erzeugte Datenvolumen explosionsartig an (siehe Trend 6). Andererseits werden Rechner, Spezialanalysesoftware und intelligente Agenten immer preiswerter und leistungsfähiger. Unternehmen sollten darum Wege finden, aus der enormen Informationsfülle von Big Data die für sie relevanten Erkenntnisse herauszufiltern.

Klaus-Michael Vogelberg von Sage rät Unternehmern darum zur „Teambildung“: „Wenn Unternehmer ihre Kräfte vereinen und – unter Beachtung der Datenschutzrichtlinien ihrer Unternehmen und der gesetzlichen Vorschriften – beispielsweise Rechnerleistung und Daten strukturiert und systematisch mit anderen Unternehmen teilen, können sie in dieser Kooperation von einem besseren und größeren Datenpool und höherer Datenintelligenz profitieren. Vergleichbar mit den Mechanismen des Crowdsourcing könnten Unternehmen mit diesem reichhaltigeren Datenpool besser verstehen, wie sich Kunden verhalten, was sie ihnen anbieten sollten und in welchen Bereichen Investitionen sinnvoll sind.“

 

Trend 3: Blockchain oder wie man im digitalen Zeitalter Vertrauen schafft

Laut Sage sollten kleine und mittelständische Unternehmen auch sorgfältig analysieren, ob und wie sich das Thema Blockchain auf ihr aktuelles Geschäftsmodell auswirken könnte. Insbesondere jene Branchen, die als Vermittler zwischen zwei Parteien agieren (beispielsweise Rechtsanwälte, Auditoren, Notare, Immobilien- oder Finanzmakler), könnten von dieser neuen Technologie betroffen sein. Auch auf die Arbeitsweise von Buchhaltern und Rechnungsprüfern könnte sich Blockchain auswirken, denn diese Technologie würde sie wesentlich entlasten, beispielsweise bei der Kontrolle und dem Buchen von Transaktionen, der Überweisung von Geld oder dem Bezahlen von Rechnungen, die heute noch in den Aufgabenbereich dieser Berufsgruppen fallen.

Warum wäre dies möglich? Blockchain organisiert Transaktionen digitaler Vermögenswerte zwischen zwei Parteien in einer radikal neuen Weise. Anstatt Vermittler oder Zwischenstellen wie Banken, Notare, staatliche Behörden oder Handelsplattformen zu nutzen, um den Austausch bestimmter Vermögenswerte wie digitale Besitztümer, digitale Handelswaren, digitale Verträge oder sogar digitale Währungen wie Bitcoins zu legitimieren, erlaubt die Blockchain-Technologie Einzelpersonen die Übertragung dieser Vermögenswerte untereinander in direkter, sicherer und unabänderlicher Weise. Als technologische Basis dienen ein dezentral verteiltes Bestandsbuch, das im Grunde eine Datenbank von Vermögenswerten ist, die von mehreren Teilnehmern geteilt wird, und Verschlüsselungs-Algorithmen. Alle Teilnehmer einer Blockchain – die so genannten Knoten (englisch: hubs) – haben Zugriff auf das verteilt repräsentierte Bestandsbuch, das ein Inventar aller relevanten digitalen Vermögenswerte enthält. Alle Parteien innerhalb dieses Netzwerks besitzen ihre eigene identische Kopie des Bestandsbuchs. Änderungen daran werden innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden in allen Instanzen des Bestandsbuchs nachvollzogen. Auf diese Weise ist das System transparent und schafft Vertrauen unter allen Knoten, ohne dass eine Legitimation durch eine Drittpartei erforderlich ist.

 

Trend 4: Revolutionierung von Finanztransaktionen

Die Art und Weise, in der Menschen Geld nutzen und ihre Zahlungen von einem Konto auf ein anderes überweisen, hat sich längst tiefgreifend geändert: In Apps eingebundene Zahlungslösungen ermöglichen es heute am Front-End mühelos mit einem Mausklick zu bezahlen und Waren über Mobilgeräte oder Websites zu erwerben. Diese Funktionalität ist gegenwärtig bereits in vielen Apps verfügbar. Die Back-End-Systeme, wie beispielsweise Buchhaltungsprogramme, sind jedoch noch nicht so anwenderfreundlich und auch weniger gut integriert. Unternehmen haben beispielsweise nahezu keine Möglichkeit, mit einem Mausklick Zahlungen zu veranlassen oder ihre finanziellen Transaktionen zwischen Partnern, Lieferanten und ihrer Bank mühelos auf Knopfdruck zu verwalten.

Im Jahr 2017 werden immer mehr neue Lösungen auf den Markt kommen, die es Unternehmen ermöglichen, für Zahlungen eine ganzheitliche Wertschöpfungskette mit ihren Lieferanten und Kunden aufzubauen. Diese neuen Lösungen ermöglichen jederzeit und überall sofortige Zahlungen über alle Kanäle und werden vollständig in die Finanzbuchhaltungssysteme der Unternehmen von morgen integriert sein. Alle Parteien, wie E-Commerce-Plattformen, Banken, FinTechs oder Partner, werden von offenen Schnittstellenstandards profitieren, die für die Schaffung neuer Dienstleistungen Verwendung finden und eine nahtlose, vollautomatische Verarbeitung von Zahlungen und Finanztransaktionen ermöglichen.

Auf dem Sage Summit im Juli 2016 hatte Sage seine Partnerschaft mit dem Finanzdienstleister U.S. Bank bekannt gegeben, die ein technisches Beispiel für den Paradigmenwechsel bei Zahlungen darstellt. Der AP Optimizer für die in den USA und Großbritannien erhältliche Cloud-Finanzbuchhaltungslösung Sage Live, den Sage gemeinsam mit U.S. Bank entwickelt hat, ist die erste wirklich digitale Lösung für Finanzbuchhaltung und Zahlungswesen, die es Unternehmen ermöglicht, ihren Cashflow durch dynamische Integration mit Kunden zu managen. Der AP Optimizer in Sage Live ermittelt nahezu in Echtzeit den besten Zeitpunkt zum Bezahlen von Rechnungen sowie das für die Optimierung des Cashflows geeignetste Zahlungsverfahren und führt dann die Zahlung aus.

 

Trend 5: Plattform-basierte Infrastruktur

2017 werden immer mehr Unternehmen ihre autonomen, standortgebundenen Softwaresysteme durch integrierte, Cloud-basierte Lösungen ersetzen, die auf globalen Cloud-Plattformen wie beispielsweise Salesforce.com laufen. Dort erhalten Anwender Zugang zu einem reichen Bestand an Geschäfts-Apps und integrierten Services. Darüber hinaus werden Unternehmen von Plattformen für Mobil-Apps profitieren, beispielsweise im Rahmen des Apple Mobility Partner Programms.

„Der große Vorteil dieser Plattformen besteht darin, dass sie auch kleineren Unternehmen den Zugang zu innovativen Business-Software-Lösungen und Services eröffnen, die sich diese Unternehmen noch vor fünf Jahren nicht hätten leisten können. In gewisser Weise demokratisieren solche Cloud-Plattformen den Zugang von Unternehmen zu modernen Apps und intelligenter, skalierbarer Technologie“, betont Klaus-Michael Vogelberg. „Mit ihnen können Unternehmen neue Arbeitsweisen entdecken. Sie erhalten die nötige Infrastruktur, um jede Art von Daten von Partnern oder aus dem Internet der Dinge zu empfangen, zu analysieren und daraus dann nach „Citizen Developer“-Art etwas Neues und Produktives zu schaffen.“

 

Trend 6: Das Internet of Things (IoT) wird neue Dienstleistungen und Jobs schaffen

Unternehmer sollten Ausschau nach neuen Möglichkeiten halten, die mit der Entstehung des Internet der Dinge einhergehen. Multiple Datenströme von Sensoren aller Art, die z. B. in Maschinen, Autos, mobilen und stationären Gütern, Kleidung und sogar in Menschen (beispielsweise zur medizinischen Überwachung) integriert sind, werden eine wahre Fundgrube von Daten schaffen, aus der die verschiedensten neuen Dienstleistungen hervorgehen.

Unternehmer sollten darüber nachdenken, wie sie diese Datenströme zum Wachstum ihres Geschäfts nutzen können.

  • Werkstätten werden neue Services wie vorausschauende Instandhaltung für alle Arten technischer Infrastruktur entwickeln.
  • Logistikunternehmen werden die Navigation ihres Lkw-Fuhrparks durch Nutzung von Verkehrsdaten aus vielen unterschiedlichen Quellen wie beispielsweise Smart City-Daten von Ampeln, Straßen oder anderen Fahrzeugen optimieren.
  • Concierge-Services werden mit der Entstehung neuer Smart Home-Technologien alle denkbaren Arten von Überwachungs- und Servicediensten anbieten.
  • Einzelhändler könnten sich mit Smart Home-Geräten wie Kühlschränken oder ähnlichen Geräten wie den Dash Buttons von Amazon vernetzen, um ihre Kunden automatisch und vorausschauend mit Waren und Dienstleistungen zu versorgen.
  • Mobile Pflegedienste werden ihre Arbeit mithilfe verschiedenster neuer Geräte innovativ umgestalten und so ihre Unterstützung z. B. für allein lebende Senioren verbessern.

Wie Vogelberg zusammenfassend formuliert: „Im Jahr 2017 müssen alle Firmen damit beginnen, sich selbst als Technologieunternehmen zu verstehen. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, sollten sie die Möglichkeiten aufgreifen, die diese Entwicklung mit sich bringt, und nahezu jeden Aspekt ihrer heutigen, mehr oder weniger traditionellen Arbeitsweise verändern. Die gute Nachricht ist, dass wir erwarten, dass viele dieser Technologien die heute noch komplexen betriebswirtschaftlichen Prozesse für den Anwender wesentlich einfacher machen werden. Sobald Maschinen wie Menschen zu lernen beginnen, könnten diese Abläufe sogar völlig automatisiert werden. So werden sich Unternehmer auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren können, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und einen Beitrag für die Gemeinschaften leisten zu können, anstatt sich mit administrativen Aufgaben zu beschäftigen.“

Und was meint ihr? Sind das die großen Trends 2017 oder seht ihr andere am Horizont auftauchen? Ich freue mich über Eure Kommentare!

Update vom 10.2.2017: Eine coole Blogparade zum Thema Technik-Trends 2017 gibt es im Blog vom Bavarian-Geek

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One Responseso far.

  1. […] Deine Blogparade gestoßen und denke mir, dass mein aktueller Beitrag dazu ganz gut passen würde: https://digarbeit.com/technologie-trends-2017-diese-sechs-innovationen-sollten-unternehmen-kennen. Sorry, dass ich da noch nicht auf diese Blogparade verlinke, kann das aber gerne noch nachholen. […]

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